Entwicklungsbrief Eltern

Im Rahmen der jährlichen Verabschiedung der jungen Menschen, die ihre Entwicklungsziele erreicht haben, bitten wir sie und ihre Eltern, als Bestandteil der Verabschiedung, einen Entwicklungsbrief über ihre Zeit und Erfahrungen in der Einrichtung zu schreiben. Wir möchten Ihnen hier einige dieser Briefe anonymisiert zur Verfügung stellen, damit Sie einen Eindruck über unsere Arbeit aus Sicht von Eltern, Müttern und Vätern erhalten können.

Familie A.

Unser Sohn war schon immer ein sehr aufgewecktes, unruhiges Kind, konnte sich schlecht selbst beschäftigen. Er war sehr aufnahmefähig und hatte einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Während der Grundschulzeit haben wir erstmals bemerkt, dass etwas nicht stimmt, konnten dies aber nicht richtig definieren. Er hatte ganz bestimmte Rituale. Konnten oder sollten diese nicht eingehalten werden, wurde er aggressiv, ängstlich oder reagierte mit Verweigerung. Mit zwölf begaben wir uns in ambulante Therapie in einer KJP.
Die Diagnose: ADHS
Die Schulzeit wurde immer schwieriger. Der Wechsel aufs Gymnasium verstärkte seine Ängste und Zwänge. Er bekam Medikamente, die nicht den versprochen Erfolg brachten.
Es folgten diverse Schulwechsel, seine Leistungen ließen nach und er verweigerte letztendlich die Schule komplett. Sein Zustand verschlimmerte sich immer mehr. Er wurde depressiv, seine Zwänge vermehrten sich und er betäubte sich mit Alkohol. Weder die ambulante Therapie in der KJP noch die ambulante Familienhilfe brachten uns weiter. Er verbrachte die Tage in seinem abgedunkelten Zimmer, die Nächte auf der ‚Piste‘. Grenzen hielt er kaum noch ein.
Es folgte eine stationäre Einweisung in die KJP. Nach sechs Wochen wurde unser Sohn entlassen und sollte in einer neuen Schule eingegliedert werden. Aber auch dies klappte nicht und er wurde rückfällig. Es folgte ein weiterer KJP Aufenthalt und jetzt war klar, dass unser Junge ohne professionelle Hilfe aus seinem sozialen Abstieg nicht wieder rauskommen wird. Man schlug uns vor, unseren Sohn in einer Einrichtung unterzubringen. Wirkliche Unterstützung hatten wir aber keine. Ein Jungendheim kam für uns nicht in Frage.
Letztendlich kamen wir übers Internet auf die Sozial-Therapeutische Einrichtung Weisse Villa und vereinbarten einen Besuch bei Familie Spamer. Unser Sohn spürte sofort während des ersten Gespräches, dass man ihn hier endlich verstand und willigte einer Aufnahme zu. So wechselte er direkt von der KJP in die Einrichtung. Und dann ging alles sehr schnell.
Wir waren froh, Gabi und Christoph Spamer gefunden zu haben. Es folgte eine harte therapeutische Arbeit mit Hilfe des Enneagramms. Nach einigen Wochen Eingliederungszeit und der Einstellung von Medikamenten startete unser Sohn wieder mit der Schule. Da er noch immer große Ängste hatte, wurde er erst einmal begleitet, bekam einen jugendlichen ‚Paten‘ an die Seite gestellt und wurde immer sicherer. Es gab ganz klare, strenge Regeln und Strukturen. Durch die tägliche Selbstreflektion lernte unser Sohn sich besser zu steuern. Es war für uns alle eine sehr harte Zeit. Wir waren so dankbar, diesen Platz gefunden zu haben. Wir versuchten nun auch,  unser Leben wieder in Griff zu bekommen. Nicht nur unser Familienleben war zusammengebrochen, sondern auch alles andere war auf der Strecke geblieben. Freunde !? Vereine, soziale Kontakte.
Hierbei halfen uns sehr die Kontakte zu den anderen Eltern in der Villa. Wir sahen, dass wir nicht alleine waren. Und dann die Elternseminare, bei denen wir die Arbeit mit dem Enneagramm lernten. Dies konnten wir dann immer besser einsetzen. Bei unserem Sohn, aber auch natürlich bei uns selbst. Und auch wir hatten die Möglichkeit an Therapien teilzunehmen.
Es gab immer wieder Rückfälle und Einbrüche gerade in der ersten Zeit. Aber die Abstände wurden immer größer. Der erste ganz große Erfolg war dann der qualifizierte Hauptschulabschluss, es folgten der Realschulabschluss und der Start an der Fachoberschule. Seine Zwänge hatte er fast komplett abgelegt.
Mittlerweile lebte unser Sohn schon selbständig im Intensiv Betreuten Wohnen, erst in einer WG, dann in einer eigenen Wohnung und hatte seit längerer Zeit eine feste Beziehung. An den Wochenenden war er von Anfang an bei uns zu Hause.
Da folgte der letzte große Rückfall aufgrund eines sehr persönlichen Ereignisses. Die Trennung von seiner Freundin. Er hatte wieder große Verlustängste, konnte sich nicht mehr gut steuern, verweigerte wieder die Schule und trank vermehrt Alkohol.
Es war gut, dass er noch in Betreuung war. Sofort wurden vermehrt Therapien angesetzt und auf den aktuellen Zustand unseres Sohnes reagiert.
Nach viereinhalb Jahren Aufenthalt in der Weissen Villa war die Maßnahme beendet.
Unser Sohn ist ein lebensfroher junger Mann, lebt erst einmal wieder bei uns zu Hause, startet eine Ausbildung und macht seinen Führerschein.
Er kann sehr stolz auf sich sein. Wir sind es auch.
Dies alles wäre vor Jahren nicht denkbar gewesen, hätten wir nicht Spamers und das Sozial-Therapeutische-Netzwerk Weisse-Villa-Harz gefunden. Die qualifizierte und kompetente Betreuung des Teams sowie das ganz persönliche Interesse von Gabi und Christoph Spamer an unserem Sohn haben ihm einen Weg mit Zukunft geöffnet.
Leider ist es sehr schwer Hilfe für junge Menschen zu finden, die Ihren Weg verloren haben, umso dankbarer sind wir, diese Hilfe gefunden zu haben.
Wir wünschen unserem Sohn, dass er seine Ziele nie aus den Augen verliert und seinen Weg stets finden wird. Ansonsten weiß er hoffentlich, wo die Türen sind.