Menschenbild

Wenn WIR mit Menschen arbeiten, haben wir immer eine grundsätzliche Vorstellung von unserem Gegenüber und uns selbst. Diese Vorstellungen über das Menschsein bzw. über das, was das Menschsein ausmacht, fassen WIR als Menschbild zusammen.

Unser Menschenbild lehnt an das humanistische Menschenbild an und wird durch das dialogische Prinzip von Martin Buber sowie die Erkenntnisse des Enneagramms erweitert. Das humanistische Menschenbild definiert jeden Menschen als eine eigenständige, in sich wertvolle Persönlichkeit. Daraus folgt, dass die Andersartigkeit verschiedener Menschen respektiert werden muss. Niemals sind zwei Personen gleich. Jeder Mensch muss ernst genommen werden in seiner ganz eigenen Art und Ausdrucksweise, auch wenn sie uns unverständlich erscheint – für die betreffende Person hat sie einen Sinn.

Menschenbild

Ein humanistisches Menschenbild geht davon aus, dass jeder Mensch grundsätzlich auf Entwicklung angelegt und zu Veränderungen und Problemlösungen fähig ist. Diese Fähigkeiten können jedoch verschüttet oder beeinträchtigt sein, z.B. durch Entwicklungsstörungen, traumatische Erlebnisse und/oder mangelnde Förderung. Die Kernaussagen der Buberschen Pädagogik lauten, dass der Pädagoge durch seine Überlebens-Erfahrungen, seine Gewohnheitsethik und sein Charaktermuster den zwischenmenschlichen Kontakt mitgestaltet. Dabei spiegelt er gleichzeitig ein Konstrukt von Wirklichkeit wider. Diese Konstrukte sind seine Antworten auf das Leben. Genau hier liegt seine pädagogische Verantwortung. Das, was der Pädagoge lehren will, hat er selbst ausgewählt. Für diese Auswahl aus seiner Welt braucht der Pädagoge Disziplin. Er darf die jungen Menschen weder beherrschen noch ihnen Gefallen leisten.

Zudem entscheidet der Pädagoge nicht, wer vor ihm steht. Wie der Pädagoge die Auswahl präsentiert, ist keine Frage von Technik, sondern wiederum eine Frage der Kunst, d.h. seines ästhetischen Lebens. Wie er mit den Sinnen und dem Denken umgeht, bestimmt den Kontaktmodus mit den Lernenden. Wie sich dieser Kontakt entfaltet, ist abhängig von dem Gegenüber. Lehrreich ist die aktuelle Begegnung, nicht die pädagogische Absicht. Der Pädagoge steht in einer paradoxen Situation: Er lehrt, als lehrte er nicht.

„Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist. Ich nehme ihn, der mir zuhört, an der Hand und führe ihn zum Fenster. Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus. Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.“
(Martin Buber, Werke I. Schriften zur Philosophie, S. 1114)

Eine weitere für unsere Arbeit bedeutsame Aussage von Martin Buber – die „Andersheit des Anderen“ zu beachten, erkennen und anzunehmen – steht im engen Zusammenhang mit dem Enneagramm, dessen Erkenntnisse ebenfalls unser Menschenbild prägen.